Schwarzwald – Altes vergeht, Neues entsteht

Once again sitze ich im Zug, auf der Heimreise und schreibe. In den letzten Tagen besuchte ich meine werte Frau Mama (Rita), auch liebevoll “Mutti” genannt, und ihren Mann Wolfgang am Fuße des Schwarzwaldes. Neben dem Geburtstag meiner Mutter, standen Besuche des Schwarzwald Nationalparks auf dem Programm. Natürlich war ich schon häufiger im Schwarzwald bei Muttern, vorher allerdings noch nie im relativ jungen Nationalpark. Wind von dessen Existenz bekam ich letzten Sommer über einen Artikel zu einem Bildband namens “Nationalpark Schwarzwald“.

Inhaltsverzeichnis

Tag 1

Nach der gut überstandenen frühen Anreise, blieb nachmittags noch ausreichend Zeit für einen ersten Besuch des Nationalparks. Erster Anlaufpunkt war das Informationszentrum am Ruhestein. Neben diverse Flyern rüstete ich mich dort mit einer Wanderkarte aus, die in den folgenden Tagen regen Gebrauch fand – das Papier hat hier nicht nur mehr Seele als zb Google Maps, sondern funktioniert auch wunderbar ohne Akku, bei nahezu jeder Witterung und in Funklöchern. Dort persönlich vor Ort, online per Mail oder im Netz über den offiziellen Blog bieten engagierte und sehr freundliche Mitarbeiter zudem Tipps und Beratung.

Am recht nahe gelegenen Schliffkopf ging es nach dem Einholen erster Informationen noch eine kurze Runde um eben diese Erhebung, um anschließen bei einem beeindruckenden Panoramablick mit Tee und Kuchen das erste Mal den Sonnenutergang über den Wolken zu genießen. Auch wenn ich mir zunächst vorgenommen hatte, entspannt bei Rita und Wolfgang, Tee und Kuchen sitzen zu bleiben – schließlich sollten sich noch genug weitere Möglichkeiten zum Knipsen bieten – trieb es mich raus zum Fotografieren.

An dieser Stelle möchte ich mich auch gleich nochmal ganz herzlich bei Rita und Wolfgang bedanken, die mich begleiteten, fuhren und bewirteten – Gegenwehr zwecklos – geduldig warteten, auch wenn ich das Objekt der Begierde aus der gefühlt tausendsten Perspektive mit dem x-te Objektiv ablichtete. Sie ermutigten mich unterwegs im Auto sogar immer wieder dazu, bescheid zu geben, wenn sie für einen Foto-Stop anhalten sollten… ganz lieben Dank Euch!

Tag 2

Den ersten ganztägigen Ausflug in den Nationalpark plante ich für mich allein. Die Recherchen im Vorwege hatten mir gute Möglichkeiten aufgezeigt, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Rheintal hoch in den Nationalpark zu kommen. Allerdings wurde ich enttäuscht, der herausgesuchte Bus kam nicht – die Internetauskunft stimmte nicht, obwohl es sich um offizielle Seiten handelte. Die dann telefonisch  eingeholte Auskünfte stimmt auch nicht überein. Kurzerhand entschloss ich mich mal wieder ganz altbacken zu trampen, was wieder erstaunlich gut funktionierte (vielen Dank, “Telekom” Lisa).
Am Ruhestein abgesetzt wanderte ich zu meinem ersten Hauptziel, dem Wildsee oder Wilder See, ich las und hörte von verschiedenen Namen. Der Wilde See und das umliegende Gebiet ist selbst im Nationalpark ganz besonders “wild”. Existiert der Nationalpark erst seit Anfang 2014, wurde der Bannwald um den Wilden See schon vor über 100 Jahren sich selbst überlassen. Ich habe mich seltener mehr als Teil der Natur gefühlt wie dort. Keine weitere Menschenseele traf ich an – es umgab mich ein Gefühl von “nur Natur und ich” – normal beforsteter Wald wirkt geradezu übermäßig steril, strukturiert und unnatürlich dagegen. Blicke in die knorrig chaotische Umgebung endeten nach wenigen Metern aufgrund der Dichte der Vegetation – wenn es der recht steile Hang hier und dort nicht ermöglichte darüber hinweg zu schauen. Bäume liegen dort kreuz und quer, auch über den schmalen steinigen Weg der hinab zum See führt. In der Wurzel umgekippter toter Bäume wachsen und gedeihen massig neue Pflanzen. Der Kreislauf des Lebens ist überall zu sehen und zu spüren, selbst im Herbst/Winter bei arg nass kalter Witterung. Bei ansonsten totaler Ruhen zwitscherten zwischendurch immer wieder Vögel, bis zb der Waldhäher meine Anwesenheit alarmieren verkündete und wieder Stille eintrat. Der Abstieg zum Wilden See war dadurch ein Runterkommen erster Güte. Die Bilder vermitteln nur entfernt das erleben vor Ort.
Belächelte ich vorher noch eine Information über den Weg vom Ruhestein hinunter zum Wilden See, die ca zwei Stunden für den Weg veranschlagte, benötigte ich am Ende fast vier Stunden, da es alle paar Meter etwas zu bestaunen gab – die zwei Stunden wären auch gut machbar gewesen, dann jedoch einem ignoranten Durchrauschen gleichgekommen.
Bei all dem dem Wald vor lauter Bäumen, faszinierten mich auch Struktur und Form – wie in den meisten Umgebungen.
So wie es per Anhalter hoch ging, sollte es am Ende des Tages auch wieder heim gehen. Da es allerdings schon dunkel war und der Verkehr geringer als eingeschätzt ausfiel, griff ich auf das Angebot meiner Mutter zurück und ließ mich abholen.
Am vereinbarten Treffpunkt entstand folgendes Bild (XF35mm)…
…leider hatte ich kein Dreibeinstativ dabei und musste freihand fotografieren. Bei einem wiederholten Versuch mit Dreibein wenige Abende später, waren die Wetterbedingungen leider zu trocken und klar, sodass sich der Schein der Laterne und der vorbeifahrender Autos nicht mehr so schön abzeichnete (XF27mm).

Tag 3

Am dritten  Tag zog ich mit Wolfgang los. Der Fokus lag dementsprechend mehr beim Wandern, dennoch blieb hier und da genug Zeit zum Innehalten, Staunen und Fotografieren. Wir starteten am Seibelseck schlugen einen großen Bogen gen Süden um über den Osten zur Hornisgrinde aufzusteigen. Nach einer Einkehr im Wanderheim-Ochsenstall mit Glühwein und Suppe, bot sich uns auf der Hornisgrinde eine akkurate gezeichnete weiße Pracht. “Akkkurat”, da die Grenze zwischen grüner- und der dicht weiß vom Rauhreif belegten  Natur wie mit dem Lineal gezogen wirkte. Ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren und vervollständigte das frostigen optische Bild.

Trafen wir bis dahin kaum andere Menschen, machte sich auf dem Berg die Nähe zum Mummelsee (auch “Rummelsee” genannt), das sonnige Wetter und das Wochenende bemerkbar – ganze Reisegrupppen kamen uns auf dem Weg zurück zum Startpunkt entgegen. Zu den Anfangs noch wenigen Begegnungen zählten auch zwei Katzen, die uns ab der Darmstädter Hütte über gut 2km begleiteten, ein sympathischer Schneemann gehörte auch dazu.

Wieder angekommen am Seibelseck, bestätigte es sich erneut: der Schwarzwald ist halt ein recht beliebtes Naherholungs- und Urlaubsgebiet. Die dortige Piste wurde mit Schneekanonen befeuert.

Tag 4

Der vierte Tag stand ganz im Zeichen des Geburtstag meiner Mutter. Die Kamera hatte weitestgehend Pause und wir unternahmen einen kleinen entspannten Spaziergang im Tal samt obligatorischer Einkehr in einem der vielen kleinen Cafes und Gaststätten.

Tag 5

Wolfgang und ich zogen an Tag fünf erneut los. Unser Ziel war diesmal der Lotharpfad. Der Orkan “Lothar” fegte im Jahre 1999 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200km/h über den Schwarzwald und verursachte dabei einen wahren Kahlschlag. Auf dem Lotharpfad wird man über einen Bereich geleitet, der seither auch unberührt geblieben ist. In den wenigen Jahren hat sich die Vegetation die Sturmschneise poe a poe zurück erobert. An vielen Stellen ist der Bewuchs durch die allgemein das Bild beherrschende Fichten bereits dicht und hoch. Hier zeigt sich das schnelle Wachstum der Fichten ganz besonders. Ursprünglich war der Schwarzwald ein Mischwald aus Laubbaumarten und Tannen. Die vom Menschen forcierte Fichtenmonokultur hielt eben aufgrund des schnellen Wachstums mit der wirtschaftlichen Nutzung Einzug.

Der Lotharpfad allein lies sich so schnell umrunden, dass wir weitere Kilometer in Richtung Schliffkopf – samt Einkehr – und zurück wanderten.

Tag 6

Am sechsten und letzte Tag der kurzen Reise statteten meine Mutter und ich Freudenstadt einen Besuch ab. Entspanntes Bummeln, ein Blick in die kurios über Eck gebaute Kirche am Marktplatz ergaben sich und wie auch endlich der “Straßburger Wurstsalat”, den ich zuvor bei den häufigen Restaurantbesuchen mit anderen Leckereien ins Auge gefasst, dann aber doch verschmäht hatte. Auf dem Rückweg zur goldenen Stunde bot sich erneut der Blick aus sonniger  Höhe auf das dichte Wolkenmeer im Tal. An diversen Aussichtspunkten der Schwarzwaldhochstraße B500 hielten Autofahrer und stiegen aus um dem Naturschauspiel beizuwohnen – so auch wir – daran satt sehen kann man sich nicht.

Da! Gefahr!

So entspannt und heimelig der Schwarzwald bei Muttern auch wirken mag – der Eindruck täuscht gewaltig. Großes Glück habe ich, diese Zeile jetzt noch schreiben zu können, begab ich mich in den Tagen doch viele Male in größte Gefahr 😉

Re­sü­mee

Nicht nur die kostbare Zeit mit der Familie, auch verschiedene Erfahrungen rund ums Reisen und die Fotografie brachte dieser Trip mit sich.

Zum Beispiel, dass die Bahn als Verkehrsmittel unschlagbar ist günstig ist, sofern man noch früh genug bucht und sich bestimmte Züge festlegt (52€,  Hamburg – Baden Baden – Hamburg, im ICE samt Sitzplatzreservierung).

Machte mir mein Knie vor gut einem Jahr noch Kummer, so gab es bei all den Kilometern, Steigungen und Gefällen so gut wie keine negativen Anzeichen für erneuten Knie-Ärger. Längeren Touren steht demnach nichts im Wege.

Meine Ausrüstung ist mir einmal mehr vertrauter. Die vielen Aufnahmesituationen zeigten gut, welche Brennweiten und Objektive mir Spaß machen. So war das XF100-400mm oft zu viel tele, da ich mehr Landschaft als Tiere vor das Rohr bekam. Hier hätte ein weiterer Tag am nur am Wilden See mit mehr ausharren und beobachten sicher noch dem XF100-400mm gerechter werden können. Weiterhin tendiere ich wohl eher zur Nutzung des XF27mm als zum XF35f2.  Meine Messenger-Fototasche ist zwar schick und praktisch, allerdings drückt und nervt der einseitige Gurt nach einigen Stunden. Entweder ich werde die Tasche leichter bepacken müssen oder langfristig doch einen Rucksack nutzen. Die Kombination aus kleiner X-M1 und großer X-T1, in Jackentasche und an PD Capture Clip und Handschlaufe, erwies sich erneut als sehr praktisch. So musste ich nicht allzu oft die Objektive an den Kameras wechseln und hatte beide stets griffbereit. Das leichtgewichtige XC50-230mm ersetze teilweise das XF100-400mm – eine Wohltat für meine linke Schulter.

Allgemein hatte ich zu viel Zeug dabei, viele Kleidungsstücke wie ein zweiter Schal oder eine zweite Mütze waren unnötig und blieben ungenutzt. Für die nächste Tour werde ich den großen Wanderrucksack sicher weniger voll stopfen… ich freue mich darauf hier die nächsten Schritte zu planen und anzugehen – schöne Welt, ich komme!

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